Patrice Gilly: «Ich begegne Kultur mit Neugierde»

Patrice Gilly, Primarlehrer, Schauspieler, Kulturagent, Schulischer Heilpädagoge und Mitinitiant Voce'19

Stubete, Workshops und ein Open-Air – das sind die Zutaten zu «Voce’19». Patrice Gilly ist ein Netzwerker. Und so erstaunt es nicht, dass er wenig hält vom Kochen von eigenen Süppchen. Kultur Zürcher Unterland sprach mit dem Kulturorganisator. 

 

 

 

Zur Person
aufgewachsen in Spreitenbach und Otelfingen
seit 1994 wohnhaft in Zürich
verheiratet
Beruf: Primarlehrer, Schauspieler, Schulischer Heilpädagoge, Kulturagent
Hobbys: Weitwandern, Skitouren, Mountainbike, Radtouren, Reisen, Essen, Kochen, Lesen usw.

Herr Gilly, Sie sind ehemaliger Schauspieler und bestens bekannt als Kulturorganisator. Wie entstand Ihr Bezug zur Kultur?

In unserer Familie war Musik, Theater, Film, Literatur, bildende Kunst immer ein Teil des Lebens, es gehörte zum Leben. Ich habe 18 Jahre als Schauspieler in der Schweiz und in Deutschland gearbeitet. Auch auf Reisen habe ich eine Affinität zu kulturellen Werken und begegne ihnen mit Neugierde.

Sie sind in verschiedensten kulturellen Metiers und musikalischen Stilrichtungen zu Hause. Trotzdem die Frage: Was fasziniert Sie im Moment am meisten?

Mein Problem ist, dass mich zu viel fasziniert. Ich habe Mühe, mich auf wenig zu beschränken. Sobald ein Stück lebt, ja vibriert, von jemandem interpretiert wird, der etwas zu sagen hat, dann fasziniert mich das. Das kann Hip-Hop sein, Volksmusik, Jazz, alte Musik oder etwa neue Musik. Es muss etwas passieren zwischen dem Zuhörer und dem Künstler; ich umschreibe das mit «Kommunikation».

Ihr beruflicher Werdegang ist sehr vielfältig …

Als freischaffender Schauspieler in Zürich musste ich in verschiedensten Gebieten tätig sein: Film, Fernsehen, Radio, Werbung, Theater und Pädagogik. Und gleichzeitig musste ich mich dauernd bewerben für Folgejobs. Wenn irgendwann die Leidenschaft nicht mehr wirklich da ist, dann ist das nur noch ein Knochenjob. 1999 entschied ich, dass mir mein Leben zu kurz und zu wertvoll ist, um so weiterzumachen.

Heute sind Sie als Heilpädagoge in Regensberg tätig. Erzählen Sie uns, wie es zu dieser beruflichen Veränderung kam?

Nach einem Vikariat in Kleinklassen habe ich mich an der Hochschule für Heilpädagogik beworben und das Studium mit Freude absolviert. Es folgen 18 Jahre an der Primarschule Dielsdorf bis zur Pensionierung. Ein Jahr später wurde ich von der Primarschule Regensberg angefragt, als Schulischer Heilpädagoge dort einzuspringen, und da bin ich seit einem Jahr hängen geblieben – es gefällt mir sehr.

Wie entstand die Idee zu «Voce’19»?

Da ich ein Netzwerker bin, haben wir, das heisst die Mühle Otelfingen, schon sehr früh mit dem Kulturkreis Würenlos kooperiert. Ich habe innerhalb des Furttals die Fühler ausgestreckt, jedoch wenig Reaktionen erlebt. Im Gespräch mit der Fachstelle Kultur habe ich realisiert, dass auch das Zürcher Unterland etwas Belebung vertragen könnte.

Also habe ich das Bistrot Philosophe angefragt, ob sie Interesse hätten. Und siehe da, die Bereitschaft zu einer Kooperation zwischen Würenlos, Otelfingen und Dielsdorf war da. «Philosophie und Gehen» etwa war für mich ein Thema, vielleicht etwas zu abgehoben. – Und eben die Stimme, als Schauspieler war das mein tägliches Brot. So habe ich das Thema vorgeschlagen: rundum Stimme, und gleich auch den Namen «Voce» geprägt. Ich bin der Meinung, dass dieses «Instrument» am nächsten beim Menschen ist, dass jeder Mensch auf seine Art singen kann und dass die Stimme jeden Menschen auf irgendeine Weise berührt.

Welche «Stubete» interessiert Sie persönlich am meisten? 

(Lacht) Die Qual der Wahl! Am besten an alle Stubeten gehen, sonst verpasst man etwas. Aber das geht ja nicht. Also wenn ich sowieso etwas verpasse, dann spielt es auch keine Rolle, an welche ich gehe. Einfach hin und andere dazu ermuntern, auch mitzukommen!

… und das «Highlight» wird das Open-Air am Samstagabend in der Mühle?

Ja, White Raven mit Celtic Summer Songs, das wird das Highlight sein. Besonders für die Personen, die sich für den Workshop «celtic folksongs» unter in der Mühle Otelfingen einschreiben. Sie werden am Abend beim Konzert mitsingen können. 

Wird es ein «Voce’20» geben?

Wir müssen zuerst die Erstausgabe des Projektes auswerten, um zu wissen, ob das im Furttal und im Zürcher Unterland überhaupt auf offene Ohren stösst. Also vielleicht ein «Voce’21» – das könnte sein.

Was wünschen Sie sich von und für «Voce’19»?

Mich freut es, wenn das Projekt eine Ausweitung erleben würde. Es freut mich, wenn ich sehe, dass Menschen offen und ganz erstaunt darüber sind, dass sie Zugang zu einem neuen Genre finden. Crossover oder Grenzüberschreitungen interessieren mich sehr, dazu braucht es Neugier und Experimentierfreude.

Herzlichen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen, «Voce’19» und natürlich allen Teilnehmenden tolle Erfahrungen und viel Experimentierfreude!