Betritt man das Atelier, fallen die vielen verschiedenen Werkzeuge und Maschinen auf. Fast etwas versteckt sind dann die Werke, an denen der Künstler aktuell arbeitet, mit denen er sich beschäftigt, ihnen weitere Reduktionen abringt, die Essenz sucht. Konkret-konstruktive Kunst braucht absolute Präzision, in der Vorstellung und in der Umsetzung. Ihr hat sich Gantner verschrieben.
«Hier habe ich meine Freiheit und meine Ruhe»
Damit meint Ueli Gantner, dass er auch an Wochenende arbeiten kann, ohne dass sich jemand stört. Wichtig ist ihm die gute Einrichtung, das richtige Werkzeug und die Maschinen. «Ich arbeite gerne an der Umsetzung.» Dabei erlebe man auch, was möglich ist und was nicht. Im Übrigen sei heute auch die künstlerische Ausbildung wieder praxisbezogener geworden. «Man setzt sich mit Materialien auseinander, die man nicht so gut kennt, und gewinnt neue Erkenntnisse.»
Inzwischen ist klar: es geht dem gelernten Bildhauer immer um die Form, danach wird das «richtige» Material gesucht. Es geht Ueli Gantner darum, Unsichtbares sichtbar zu machen, die Menschen zu inspirieren, ihnen einen Sichtwechsel anzubieten. Ein Zitat der Kunsthistorikerin Sabine Arlitt über Ueli Gantner verdeutlicht es: «Aussenansicht geht in Innenansicht über. Komplementäre Farben werden abgegrenzt und rufen nach Verbindung; sie sind einander gegenübergestellt und provozieren die Zusammengehörigkeit in der Vermischung. Die visuell registrierte Einbuchtung erscheint unter einem Perspektivwechsel als Ausbuchtung, gekoppelt an eine modulierende Erscheinungsvielfalt im passageren Dazwischen. Es passiert etwas in der Passage.»
Internationale Erfolge motivieren
«Als ich 2008 den Bülacher Kulturpreis erhielt, war mir das vor allem eine grosse Motivation.» Ueli Gantner meint erklärend: «Ich fühlte mich danach verpflichtet, wirklich das Beste zu geben. Die Werke sollten in der Aussage, in der Materialisierung reif sein, «erwachsen» werden. Genauso erging es dem Künstler mit den internationalen Anerkennungen, mit den Ausstellungen im Ausland, der Kunstmesse in Paris und den dadurch entstandenen neuen Kontakten. «Sie sind mir Motivation und Inspiration.» Ab Mitte September stellen Ueli Gantner und die Strassburger Künstlerin Natascha Caland in Freiburg in der Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps unter dem Titel «Duett in drei Dimensionen» aus.
Ueli Gantner ist aber auch in der Schweiz äusserst aktiv. Gemeinsam mit Natascha Caland hat er den Wettbewerb Kunst am Bau des Spitals Lindt in Uznach gewonnen. Unter dem Titel «Passage der Hoffnung» entstehen nun sieben Elemente von insgesamt über fünfzehn Meter Länge und zwei Meter Höhe.
Ausblick Jubiläumsanlass 10 Jahre Atelier Herrenwiesen
Erst kürzlich hat sich Gantner neu dem Material Papier zugewandt. Entstanden sind erste Arbeiten in Aquagravure, was sich am ehesten mit Papierguss übersetzen lässt. Auch hier stehen im Moment das Quadrat im Vordergrund und die Möglichkeit, in Editionen zu arbeiten. Nach dem Besuch einer Schmuck-Ausstellung in Paris und einer konkreten Anfrage hat sich Ueli Gantner auch mit kleinformatigen Objekten beschäftigt. – Erste Werke werden am Jubiläumsanlass zu sehen sein.
Jubiläumsanlass
Vernissage:
Samstag, 15. Juni 2019, ab 16 Uhr
Öffnungszeiten:
Samstag, 15. Juni 2019, 16–20 Uhr
Sonntag, 16. Juni 2019, 11–18 Uhr