Zürcher Unterländer Wirtschaft blickt positiv ins Jahr 2022

regionale Wirtschaft

Die regionale Wirtschaft blickt überraschend positiv in die nahe Zukunft. Die Auftragslage wird als gut beurteilt, einzelne Branchen boomen gar und die vergangenen Monate wurden da und dort für einen Digitalisierungsschub genutzt. Als grosse Herausforderung wird das Finden von qualifiziertem und geeignetem Personal betrachtet. Vereinzelt spürbar sind Lieferprobleme und Preissteigerungen bei den Rohstoffen.

Insbesondere im Baugewerbe wird von einer Boom-Situation gesprochen. «Allerdings lassen sich die Preiserhöhungen von teilweise fünf bis zehn Prozent nicht in den Markt bringen. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt», meint Heinz Eberhard, Eberhard Unternehmungen. Auch bei der weltweit tätigen Mageba ist die Auslastung aktuell sehr gut. Genauso beurteilt dies das Stahlbauunternehmen Baltensperger AG in Höri und auch bei der Vetropack Holding AG ist man zufrieden. «Sorgen machen uns die Energiekosten, die teilweise um ein vielfaches gestiegen sind. Das erfordert mehr Agilität, Preise müssen mehrfach verhandelt werden. Ob die Konsumenten diese Veränderungen akzeptieren, muss sich zeigen», meint Johann Reiter, CEO Vetropack. Auch der Stahlpreis ist mit 70 bis 100 Prozent markant gestiegen.

Dass sich die Wirtschaft in den letzten Monaten erstaunlich robust zeigte, hat nach übereinstimmender Meinung auch mit den staatlichen Stützungsmassnahmen und mit Aufholeffekten zu tun. Diese dürften bis Ende 2022 auslaufen. Trotzdem rechnet Oliver Schärli, Leiter Firmenkunden der ZKB Zürich Nord, generell mit einem soliden Wachstum.

Lieferketten, Innovation und Inflation sind branchenübergreifende Themen

Besonders die Nichtverfügbarkeit von Investitions- oder Konsumgütern ist eine neue Erfahrung, auf die sich Wirtschaft wie Private erst einstellen müssen. Hier zeigt sich denn auch die Marktmacht. So wissen Werner Scherrer, Präsident KGV, und Michael Rickli, Präsident Bezirksgewerbeverband Dielsdorf, dass grössere Unternehmen oft bevorzugt beliefert werden. Dass 2021 ein Rekordjahr bei den Firmenübernahmen und -verkäufen war und in verschiedenen Branchen neue Aufstellungen entstehen, bestätigt auch Christoph Wolleb, Partner KPMG. Programme zur Kostensenkung haben zunehmend wieder Konjunktur. «Wir sehen zudem, dass viele Unternehmen die Komplexität reduzieren möchten, um Mittel für Innovation frei zu haben», so Wolleb.

Fachkräftemangel beschäftigt grosse und kleine Betriebe

Das Finden von qualifiziertem und geeignetem Personal wird durchweg als eine der grössten aktuellen Herausforderungen bezeichnet. «Corona und Quarantäne haben ein Fenster geöffnet zu dem, was auf uns zukommen könnte», meint Werner Scherrer, Präsident KGV. Es gilt, die Mitarbeitenden zu pflegen und sie zu unterstützen. Verschiedene Betriebe sind darin bereits aktiv geworden. So hat die Vetropack das «Vetroacademy Leadership Development Programme» auf die Beine gestellt und die Betriebe der Bülacher Industrien haben das Thema Führung und Coaching von Mitarbeitenden gemeinsam aufgegriffen. «Das kam sehr positiv an, der Austausch zwischen den verschiedenen Unternehmen hat viel gebracht», meint Thomas Baltensperger, Baltensperger Stahlbau. Siehe dazu auch Umfrage zur Zufriedenheit junger Fachkräfte.