Von Flucht und Heimat – widersprüchliche Gefühle inklusive?

Ehrismann Eva, Skulptur

Flucht und Heimat heisst es ab 14. September im «Philosophe» in Dielsdorf. Neben der Ausstellung mit Eva Ehrismann (Skulpturen) und Salam Khedher (Malerei) gibt es Veranstaltungen, die sich im Spannungsfeld zwischen Kriegsreporter, Migrationsforscher und Schweizer Auswanderer Geschichten bewegen. Weitere Reflexionsfläche bieten Musik und Literatur.

Themen wie Migration, Flucht und Heimat berühren alle Menschen, manche direkt, manche eher indirekt. Dabei ist es wichtig, Gefühle zuzulassen und Fragen breit anzusprechen. Die Ausstellung und das vielschichtige Veranstaltungsprogramm im «Philosophe» in Dielsdorf bieten dazu die Möglichkeit und richten sich an ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. 

Künstlerisch nehmen sich Eva Ehrismann und Salam Khedher des Themas an. Mit ihnen findet am Sonntag, 17. September ein Werkgespräch statt. Den Start zur Veranstaltungsreihe übernimmt Kurt Pelda, freischaffender Journalist und Kriegsreporter. Er erzählt über ganz persönliche Erfahrungen bei seiner Arbeit. Heimat und Fremde werden aber auch musikalisch aufgegriffen. Den Schlusspunkt setzt die «Grosse Teilete mit Musik» von Tony Majdalani. Denn: Wo Kultur gemacht wird kann Heimat entstehen. Dazu will das «Philosophe» einen Beitrag leisten.


Die Künstler

Sowohl Ehrismann wie Khedher sind über die Landesgrenzen bekannte Künstler mit sehr persönlichem Bezug zum Thema Flucht und Heimat. Sie sind jeweils während der Öffnungszeiten anwesend. 

Eva Ehrismann   Salam Khedher

Eva Ehrismann kam durch ihre frühe Heirat aus Schleswig-Holstein in die Schweiz. Nach kunstgrafischer und plastischer Ausbildung an der Fachhochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und ständiger beruflicher Weiterbildung ist sie auch durch Ankäufe im öffentlichen und privaten Raum zunehmend bekannt geworden. Sie arbeitete von 1989 bis 2015 in der Orangerie auf Schloss Teufen ZH und ab 2016 im Atelier am Bach in der Lochmühle Rorbas. 

Das Thema Flucht und Migration begleitet Ehrismann seit ihrer Kindheit, gab ihre Familie doch Flüchtlingen Obdach. Seit 26 Jahren arbeitet sie mit Männern aus dem Balkan, die ihr bei der schweren Arbeit mit dem Steinguss helfen. Ihre vielbeachtete Ausstellung «Boote» in der Wasserkirche sowie der Predigerkirche in Zürich, in Basel, Schaffhausen und Konstanz ist auf ein grosses Echo gestossen.

Salam Khedher ist im Süden des Iraks geboren. Er stammt aus einer Familie, die stolz ist auf ihre Tradition. Die Mandäer berufen sich auf die mesopotamische Kultur. Sie waren und sind traditionell seit vielen Generationen als Gold- und Silberschmiede und Juweliere im Irak und in Iran bekannt. Unter Saddam Husseins mussten viele Familien aus politischen Gründen fliehen, heute werden die Mandäer als religiöse Minderheit diskriminiert, verfolgt und vertrieben. 

Nach seiner Ausbildung an der Kunsthochschule in Bagdad musste Khedher 1978 seine Heimat verlassen und lehrte Kunst in Casablanca (Marokko). Von 1980 bis 1985 bildete er sich an der renommierten Kunsthochschule Madrids, der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando, weiter und studierte später in Barcelona verschiedene druckgrafische Techniken. Eine Rückkehr in den Irak war aus politischen Gründen nicht möglich. 1986 wanderte der heute in Hochfelden wohnende Khedher nach Kanada aus und kam 1995 durch Heirat in die Schweiz. 2006 hat das British Museum seine Serie «War is over» erworben. Khedher arbeitet seit Jahren auf eindrückliche Weise über den Krieg im Irak, die Zerstörung seiner Heimat und deren Kulturgüter. Seit er im Zürcher Unterland arbeitet, stellt er aber auch die Frage nach seinem eigenen Heimatbegriff.

Weitere Infos

Philosophe
Regensbergstrasse 26
8157 Dielsdorf

Salam Khedher War is over

 
Eva Ehrismann Skulptur


Das Rahmenprogramm

Donnerstag: 14.9.2017, 19.30–21.30 Uhr
Pendler zwischen Krieg und Frieden: Dr. oec. Kurt Pelda

Freitag: 15.9.2017, 19.30 Uhr
Vernissage zur Ausstellung und Aperitif, mit Einführung zu den Werken von Johanna Wirth Calvo, lic. phil. I, Kunsthistorikerin

Samstag: 16.9.2017, 19.30 Uhr
«Über alle Berge»: Eine musikalische Verführungsreise von der Heimat in die Fremde und zurück von Dan Wiener

Sonntag: 17.9.2017, ab 12 Uhr
Hereinspaziert! Die Künstler Eva Ehrismann und Salam Khedher im Gespräch bei Kaffee und Kuchen. Suchen Sie den Kontakt zu zwei Kunstschaffenden der Region, die ganz persönlich über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen erzählen!

Sonntag: 17.9.2017, 16.00 Uhr
Blick in die Heimat – Blick in die Fremde: Schweizer Malerei des 19. Jahrhunderts

Donnerstag 21.9.2017, 19.30 Uhr
«Die undankbare Fremde»: Eine musikalische Lesung mit Irena Brezna und Victor. Büchertisch

Freitag 22.9.2017, 19.30 Uhr
Wollen sie Asyl oder Geld? Gesprächsrunde über Flucht und Armut mit Max Elmiger, Direktor Caritas Zürich

Samstag 23.9.2017, 19.30 Uhr
Migration in der Schweiz: Vortrag mit Gesprächsrunde von 
Dr. phil. I Luís Manuel Calvo Salgado

Sonntag 24.9.2017, ab 12 Uhr
Grosse Teilete mit Musik von Tony Majdalani