«Ich bin gerne mit feinen Weinen unterwegs»

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Das Zürcher Unterland ist traditionell Blauburgunder-Land. Was zu Grossvaters Zeiten eher sauer daher kam, hat sich in der letzten Generation zum feinen Wein gemausert, man hat Erfahrungen gesammelt und gelernt. Die heutigen jungen Winzer haben damit eine gute Ausgangslage. Wir sprachen mit Sandra Baumann von der Weingemeinschaft Rafzerfeld.

 

 

Interview und Ausblick mit Sandra Baumann, Weingemeinschaft Rafzerfeld

Was fasziniert Sie am Wein und den Reben?

Die Vielschichtigkeit. Dazu gehört das Arbeiten in und mit der Natur. Nicht alles ist planbar und trotzdem braucht es unternehmerisches Denken. Es geht um den Anbau der Weine über die Präsentation bis zum Finden der Kunden. Diese Vielfalt gefällt mir.

Wie sind Sie zum Wein gekommen?

Durch meinen Vater. Er widmet sich seit dem Jahr 2000 gemeinsam mit meiner Mutter und seinem Cousin Felix Angst primär dem Weinanbau. Nach meiner kaufmännischen Ausbildung wollte ich eine Weiterbildung in Angriff nehmen. Es sollte etwas handfestest sein, mit der Natur zu tun haben und abwechslungsreich sein. Darum entschied ich mich für die berufsbegleitende Ausbildung zur Bäuerin FA am Strickhof und besuchte damals auch den Rebbau-Kurs.

Sind Sie heute voll dabei?

Ja, soweit das mit zwei Kindern möglich ist (lacht). Ich habe gesehen, dass die Produkte gut ankommen und habe mir gesagt: Warum nicht das tun, wozu ich wirklich stehen kann? Ich bin gerne mit feinen Wein unterwegs. Zudem geniesse ich die Natur, die einmalig schöne Landschaft und bringe sie Menschen näher, die diese Privilegien nicht haben. 

Was war für Sie die grösste Herausforderung, seit Sie 2008 eingestiegen sind?

Das ist ganz sicher das aktuelle Jahr. Der Frost im Frühling, Hagel, Regen, die feuchte Wärme hat zu Pilzbefall geführt. Dabei ist alles kaum berechenbar. Den einen Reben geht es ordentlich, andere sind wirklich in einem schlechten Zustand. Dazu wissen wir noch nicht, was mit der Essigfliege noch kommt. Es ist noch nichts im Tank.

Erzählen Sie uns etwas zum Weinbau im Zürcher Unterland …

Der Weinbau gehört zu unserer Region, hat Tradition, ist gut für die Hänge und die klimatischen Bedingungen passen. Wir dürfen aber auch stolz sein: In den letzten 20 Jahren hat sich viel verändert. Die Qualität ist kontinuierlich gestiegen und steht heute klar vor der Quantität. Ausserdem wird Wert auf ein ausgewogenes Traubengut gelegt.

Wohin gehen die Trends?

Die Betriebe werden wohl eher noch etwas grösser oder man arbeitet da und dort zusammen. Wir lassen unsere Weine etwa bei Nadine Saxer keltern und konzentrieren uns dafür auf die Pflege und den Anbau. Veränderungen gibt es auch bei den Sorten. Der Anteil der Exoten liegt heute bei rund 30 Prozent. Junge Winzer probieren eben auch gerne neues aus.

Welche Weine trinken Sie am liebsten?

Unser Blanc de Noir ist unser Zugpferd und wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Den trinke ich auch selber sehr gern (Lacht). Aber auch den Pinot Barrique schätze ich.

Können Sie uns ein typisches regionales Gericht mit passendem Wein empfehlen?

Wie wäre es mit einer Rauch-Forelle und einem Räuschling? 

Wie wichtig sind Ihnen Kritik und Auszeichnungen?

Mir scheint, dass die Weinkritiken den Kunden oft fast wichtiger sind als uns selbst. Aber natürlich freuen wir uns über Auszeichnungen, besonders wenn sie von echten Kennern kommen.

Herzlichen Dank für das Gespräch. Ihnen und allen Weinbauern im Unterland wünschen wir eine hoffentlich erfolgreiche Wümmet.

Sandra Baumann Persönlich
Jahrgang: 1980
Zivilstand: Ledig aber in festen Händen
Kinder: Mia 6, Nina 2½