Zürcher Unterländer Wirtschaft: positive Einschätzungen bei wachsenden Herausforderungen

Der Wirtschafts- und Gewerberat bei der Besichtigung

Der Ukrainekrieg, Befürchtungen bezüglich knapper Energie, Herausforderungen bei Lieferketten, Engpässe beim Material und eine steigende Inflation setzen der Resilienz von KMU und Industriebetrieben zu. Das ist das Fazit, welches Standort Zürcher Unterland aus den in den letzten Monaten geführten Gesprächen zieht und was sich auch in den Aussagen der Vertreter des Wirtschafts- und Gewerberat der Organisation bestätigt.
 

 

Steigende Hektik bei Materialbeschaffung

«Die Mehrbelastungen und die steigenden Materialpreise fordern unsere Bauleiter enorm», meint Thomas Baltensperger von Baltensperger AG Stahlbau. Zwar sind die meisten Güter lieferbar, der Aufwand für die Beschaffung ist aber enorm. Das Gesamtbild betrachtet Christoph Wolleb, Partner KPMG, trotz der Herausforderungen als positiv. «Etliche Mittelständler wie grössere Firmen beschäftigen sich im Moment aktiv mit der Rückverlegung von Produktionsstätten in die Schweiz oder ins nahe Ausland», so seine Wahrnehmung.

Steigende Bedeutung erhält gemäss Wolleb auch die «operational Excellence», also die technologischen und geschäftlichen Kompetenzen. Dabei werden Geschäftseinheiten häufig zentralisiert, die Segmente und die Produktion jedoch diversifiziert. Auf diesem Weg ist die Vetropack bereits seit einigen Jahren, «mit gutem Resultat», meint Johann Reiter, CEO des Unternehmens. Mit grossen Herausforderungen sieht sich die Vetropack bezüglich des Werks in der Ukraine konfrontiert. Hier wurden verschiedene Szenarien entworfen und es besteht aktuell die Absicht, vorerst mit zwei Schmelzöfen zu produzieren. Die Nachfrage ist vorhanden. Eine weitere Herausforderung ist die Abhängigkeit vom Gas. Zwei Drittel des Gases kommen nicht aus Russland, es stellt sich aber die Frage, wie das in einer Mangellage verteilt würde.

Aus der Sicht von Heinz Eberhard, Verwaltungsratspräsident der Eberhard Unternehmungen, stelle sich die junge Generation den Herausforderungen mit neuen Ideen und Dynamik, das stimme zuversichtlich. Generell ist er mit dem Auftragsvolumen zufrieden, die Margen und Renditen sind jedoch eher unbefriedigend. Das dürfte für den einen oder anderen Betrieb mittelfristig Auswirkungen auf die Reinvestitionen haben.

ZKB rechnet mit einer Rezession

Besorgt zeigt sich Oliver Schärli, Leiter Firmenkunden der ZKB Zürich Nord, über die steigende Inflation. Er befürwortet die Massnahmen der Nationalbank. «So kann mit einem Abschied von den Negativzinsen rechnen». Offen sei, wie Europa mit der Energieproblematik – vor allem in den Wintermonaten – umgeht. Davon können Länder unterschiedlich betroffen sein und davon geht unter anderem auch für die Schweiz die Gefahr einer Rezession aus.