Daria Zappa: Ein Leben mit und für die Musik

Daria Zappa, Künstlerische Co-Leiterin Festival der Stille

Daria Zappa und ihr Mann Massimiliano Matesic gründeten vor zehn Jahren gemeinsam mit Simon Knecht und Felix Vögele das kleine, aber feine Festival der Stille. Wie es dazu kam und was die engagierte Musikerin beschäftigt, dazu sprach Standort Zürcher Unterland mit Daria Zappa.

Zur Person
aufgewachsen im Tessin in einer Musikerfamilie
seit 2004 zu Hause in Kaiserstuhl
verheiratet, ein Sohn
Beruf: Geigerin mit Ausbildung an der Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau

Frau Zappa, was hat Sie nach Kaiserstuhl gebracht?

Wir wohnten damals in Küsnacht am Zürichsee und waren als Musikerin und Komponist auf der Suche nach einem Haus. Denn nicht alle Nachbarn mögen das stundenlange Musizieren. Von einem Freund haben wir einen Flyer erhalten, haben uns das Haus angeschaut und sind dem Charme von Kaiserstuhl mit dem Rhein sofort erlegen. 

Bereits 2008 haben Sie dann das Festival der Stille initiiert …

Die Architektur des mittelalterlichen Städtchens – mein Mann kommt aus Florenz –, aber auch die Natur haben uns begeistert. Die Vision, daraus etwas zu machen, war sofort da. Kaiserstuhl ist übrigens gar nicht immer still. Wir wollten die Stille also finden, uns auch inspirieren lassen von Bauten und Orten und das Städtchen mit einbeziehen.

Was ist Ihnen als künstlerische Co-Leiterin des Festivals wichtig?

Wichtig ist mir die musikalische Vielfalt. Es gibt am «Festival der Stille» nicht «nur» Klassik. Wir wollen Brücken schlagen zur Literatur, über Grenzen hinweg. Das Festival soll leben.

Sie kommen aus einer Künstlerfamilie …

Ja, mein Vater ist Liedermacher, ich bin also seit frühester Kindheit mit der Musik verbunden. Mein Vater hat meinen Bruder und mich stets gefördert. Mit fünf Jahren habe ich angefangen, Geige zu spielen, mein Bruder spielt Cello. Gemeinsam mit unserem Vater standen wir schon als Kinder auf der Bühne und haben viel gelernt. Etwa das Improvisieren, das in der klassischen Musikausbildung kaum vorkommt. Das hat mich offen und neugierig gemacht.

Es war also immer klar, dass Sie Musikerin werden?

So ist es. Nach dem Abitur ging ich an die Musikhochschule in Freiburg im Breisgau, habe Musik studiert und mein Solistendiplom gemacht. Dort habe ich auch meinen Mann Massimiliano kennengelernt.

Sie sind als Musikerin international unterwegs. Gibt es Unterschiede bezüglich des Publikums?

Ich geniesse die Aufführungen mit dem Kammerorchester unter der Leitung von Daniel Hope. Er hat internationale Beziehungen und so sind wir oft unterwegs. – Es gibt schon lustige Situationen. So haben wir erlebt, wie in Südamerika während des Konzerts gegessen und getrunken wurde. Das wäre bei uns undenkbar. Aber das Publikum war genauso aufmerksam und hat uns mit dem grossen Applaus überwältigt.

Heute sind Sie Stimmführerin der 2. Geigen im Zürcher Kammerorchester. Wo liegen die Unterschiede zum Musizieren als Solistin oder im Quartett?

Im Orchester spielen etwa 20 Musikerinnen und Musiker und es ist toll, Teil davon zu sein. Als Stimmführerin kann ich viel von meiner langjährigen Quartett-Erfahrung einbringen. Zudem bin ich nach wie vor als Solistin unterwegs. Mit dem Orchestra della Svizzera italiana spiele ich zum Beispiel im August das Violinkonzert meines Mannes im Tessin.

Wo sehen Sie die Sonnen- und Schattenseiten Ihres Berufs?

Ich sehe sehr viel Sonne (lacht). Ich konnte meine Leidenschaft zum Beruf machen. Als besonderes Glück empfinde ich, dass mein Mann komponiert. Das ist gegenseitige Inspiration. Die Zusammenarbeit ist lebendig, wir können fragen, wünschen, etwas anpassen. Die Uraufführung seines Violinkonzerts am 10. Juni in Zürich war für uns ein ganz wunderbares Erlebnis.

Und dieses Geigenkonzert «Anatomy of Melancholy» kommt jetzt zum Jubiläum am 26. August im Ebianum in Fisibach zur Aufführung?

Ja, auch darauf freuen wir uns ganz besonders.

Gibt es etwas, was Sie musikalisch noch entdecken möchten?

(Überlegt) Vielleicht das Singen. Das habe ich zwar schon als Kind mit meinem Vater gemacht, aber ich habe keine Ausbildung. Singen ist vielleicht noch direkter, es hat kein Instrument «dazwischen».

Sie haben einen gut fünfjährigen Sohn – wie bringen Sie Ihren Beruf und die Familie unter einen Hut?

Ich gestehe, dass das nicht immer einfach ist. Beides ist mir wichtig! – Vielleicht bin ich etwas selektiver in den Engagements geworden.

Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen, allen Künstlerinnen und Künstlern, Helferinnen und Helfern ein gelingendes Jubiläum.